Vom Bodensee nach Paris: Des Kaisers grüne Leidenschaft
Im Rahmen des internationalen Ausstellungsprojekts «Grüne Fürsten am Bodensee» eröffnet das Napoleonmuseum am 27. April die Schau «Die Gärten Kaiser Napoleons III.». Zudem begegnen Besucher im Arenenberger Schlosspark historischen Persönlichkeiten, die bei der Gestaltung der Parks und der Kulturlandschaft am Bodensee ihre grünen Daumen im Spiel hatten.
Ein Prinz wählt grün
Als Prinz Louis – verbannt aus Paris – mit sieben Jahren zusammen mit seiner Mutter Hortense im Jahr 1815 nach Konstanz kam, war er bereits «in den Zaubertrank gefallen», wie es Ausstellungsmacherin Christina Egli, stellvertretende Direktorin des Napoleonmuseums Arenenberg, in Anspielung auf den berühmten Comic-Gallier Obelix ausdrückt. Für den Neffen Napoleons I. und späteren Kaiser Napoleon III. war es als kleiner Bub völlig normal gewesen, in den prachtvollen Schlossparks seiner Grossmutter Kaiserin Josephine, seiner Mutter Hortense und seines Onkels Verstecki zu spielen und abenteuerliche Streifzüge zu unternehmen. Das prägte ihn: Kaum in Konstanz tobte er sich in den Gärten und Parks entlang des heutigen Seeuferweges aus. Der Landschaftsbau und das Gärtnern liessen ihn zeitlebens nicht mehr los.
Erste Erfahrungen als Parkbauer und Gärtner
1817 bezog Hortense de Beauharnais mit ihrem Sohn das Schlossgut Arenenberg am Schweizer Bodensee. Sie richtete sich in ihrem Exil ein und liess Anwesen und Park «à la mode» umgestalten. Vor allem beim Parkbau mischte Louis beherzt mit. Nicht nur zur Freude seiner Mutter legte er eine Voltigieranlage neben dem Schloss an, konstruierte und baute – teilweise eigenhändig – eine einbogige Brücke über einem tiefen Tobel und grub Tunnel für Artillerieübungen in den Sandstein.
«Hauptwerk» Napoleons III.: Der Umbau und die Begrünung von Paris
Die Ausstellung im Cinéma des Napoleonmuseums Arenenberg schildert den Werde-gang des «grünen Fürsten» Prinz Louis zum Parkbauer und legt den Schwerpunkt auf sein späteres Herzensprojekt als Kaiser Frankreichs: die Begrünung von Paris. Park für Park entstand im Rahmen seines kompletten Umbaus der französischen Hauptstadt, den er zusammen mit dem dafür – eigentlich zu Unrecht - viel bekannteren George-Eugène Haussmann in den 1850-er und 1860-er Jahren umsetzte. Fast alle berühmten Pariser Parks und grünen Boulevards der Stadt sind dem Fortschrittswillen und der Leidenschaft Napoleons III. zu verdanken: Sein Ansinnen war es, vor den Haustüren der Bürgerinnen und Bürger attraktive Grünflächen mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, und damit Naherholungsmöglichkeiten für alle. Die Ausstellung schlägt ein grosses Bilderbuch auf: Historische und aktuelle Aufnahmen der Pariser Parks, ausserdem Zeitungsausschnitte veranschaulichen die ungeheuren Mühen und Kosten, die für die Anlage von Bois de Vincennes, Parc Monceau, Jardins des Champs-Élysées und anderen Parks mehr geschultert wurden. Allein im Bois de Boulogne waren 420.000 Bäume gepflanzt worden! Auch die Pariser Stadtplaner und Gartenbauer werden in der Ausstellung gewürdigt, darunter natürlich Haussmann selbst, aber auch Jean-Charles Adolphe, als «Vater der Grünflächen von Paris», Landschaftsgärtner Jean-Pierre Barillet-Deschamps, Ingénieur Eugène Belgrand und Architekt Gabriel Davioud.
Als Scherenschnitte begrüssen die grünen Fürsten die Besucher der Parks
Installationen in der Arenenberger Parkanlage und in den Parks und Gärten der Kooperationspartner ergänzen die Ausstellung. Hier begegnen die Besucher den Weggefährten des Kaisers aus seiner Exilzeit am Bodensee. Unter den lebensgrossen Scherenschnitten befinden sich «grüne Fürsten» wie Nikolaus II. Esterházy ebenso wie Gartenarchitekten, Hofgärtner und weitere «gute Geister», ohne deren grüne Daumen die blaublütigen Adeligen beim Gartenbau wohl nicht weit gekommen wären. Sie alle plaudern fröhlich aus dem Nähkästchen und steuern ihre ganz eigene Perspektive bei, indem sie europaweite Pflanzentausch-Achsen aufdecken, über die grossen Herausforderungen beim Parkbau sinnieren und über ihre Rolle bei der Verwandlung der Kulturlandschaft am Bodensee sprechen.
Das Gesamtprojekt «Grüne Fürsten am Bodensee»
Eingebettet sind Ausstellung und Parkinstallationen in das internationale Ausstellungsprojekt «Grüne Fürsten am Bodensee», initiiert von Napoleonmuseum und Insel Mainau. Im Mittelpunkt steht neben Kaiser Napoleon III. und seiner Mutter (auf dem Arenenberg) der schillernde österreichische Fürst Nikolaus II. Esterházy (auf der Mainau). Nach seiner Verbannung aus Wien hatte er 1827 die Insel Mainau gekauft. Er modernisierte den barocken Park von Grund auf und wandelte ihn in einen englischen Landschaftsgarten um. Das heutige Wegenetz geht – wie man seit den Vorbereitungen zum Grüne-Fürsten-Projekt weiss – sogar auf seine Planung zurück. Die Ausstellung «Il Magnifico – Fürst Nikolaus II. Esterházy empfängt im Schloss» widmet sich auf der Mainau seinem «grünen» und zugleich verschwenderisch-prachtvollen Lebensstil, den er zusammen mit seiner Familie pflegte. Das Quartett voll macht der badische Markgraf Wilhelm, der an beiden Ausstellungsorten ebenfalls präsent ist.
Ausstellungen in den Museen Thurgau
Ausstellungen im Naturmuseum Thurgau, im Museum für Archäologie Thurgau und im Ittinger Museum zeigen weitere Aspekte der Gestaltung und Nutzung von Landschaft im 19. Jahrhundert. Das Ittinger Museum stellt in der Ausstellung «Gärten der Kartause – Zum Nutzen und zur Freude» unter anderem den innovativen Gutsherrn Victor Fehr vor. Er kaufte 1867 das säkularisierte Kartäuserkloster Ittingen und wandelte es in einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb um. Das Museum für Archäologie wiederum öffnet in der Ausstellung «Napoleon III. & Archäologie» den Blick auf einen ganz anderen Aspekt von Erdbewegung. Das Naturmuseum Thurgau widmet sich dem Thema «Royales Halali – Jagd als fürstliches Vergnügen». Kooperationen mit europäischen Schlössern wie Salem, Malmaison und Eisenstadt, historischen Bodensee-Orten sowie dem Netzwerk Bodenseegärten runden das Bild ab.
Mehr Informationen: Napoleonmuseum Arenenberg, Arenenberg 1, CH-8268 Salenstein, Tel. +41 58 345 7410, napoleonmuseum@tg.ch, www.napoleonmuseum.tg.ch, www.gruene-fuersten-bodensee.com
Abdruck frei. Text und Bilder zum Download
auch im Pressefach auf https://www.pr2.de/pressefach/11
Öffnungszeiten Napoleonmuseum
Oktober – April: Di - So: 10:00 - 17:00 Uhr
Mai – September: täglich 10:00 - 17:00 Uhr
«Grüne Fürsten am Bodensee» Ausstellungstermine
25.03 bis 01.10.2023: Museum für Archäologie, «Napoleon III. & Archäologie: Parkgestalter und Archäologiefreund», www.archaeologie.tg.ch
16.04.2023 bis 14.04.2024: Ittinger Museum, «Gärten der Kartause - Zum Nutzen und zur Freude», www.kartause.ch
26.04. bis 24.10.2023: Napoleonmuseum Arenenberg, «Die Gärten Kaiser Napoleons III.», www.napoleonmuseum.tg.ch
29.04.2023 bis 10.03.2024: Naturmuseum Thurgau, «Royales Halali - Jagd als fürstliches Vergnügen», www.naturmuseum.tg.ch
26.05. bis 24.09.2023: Insel Mainau, «Il Magnifico – Fürst Nikolaus II. Esterházy empfängt im Schloss», www.mainau.de
Vorträge
09.05.2023, 19:00: «Napoleon III. – Ein grüner Kaiser», Vortrag von Christina Egli, stv. Direktorin Napoleonmuseum Arenenberg, Landratsamt Konstanz (grosser Saal)
12.06.2023, 19:00 Uhr: «Grüne Fürsten am Bodensee», Votrag von Dominik Gügel, Direktor Napoleonmuseum Arenenberg, Landratsamt Konstanz (grosser Saal)
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25. Juni 2023: Klaus Maria Brandauer ist Fürst Nikolaus II.Esterházy
Klaus Maria Brandauer ist «Der Prachtvolle» Fürst Nikolaus II. Esterházy: Eine musikalische Soirée mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz am 25. Juni 2023, Open Air auf der Insel Mainau
Der Grand Seigneur unter den österreichischen Schauspielern, Weltstar und Oskar-Preisträger Klaus Maria Brandauer, schlüpft am 25. Juni 2023 in die Rolle des früheren Eigentümers der Mainau, Fürst Nikolaus II. Esterházy, genannt «Il Magnifico». Mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz unter der Leitung von Gabriel Venzago nimmt er die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise durch die schillernde Welt des beginnenden 19. Jahrhunderts und die Musik ihrer Zeit. Das Libretto für den Abend basiert auf einem Skript von Dominik Gügel.
Ticket-Bonus auf Mainau und Arenenberg
Bei Vorlage des Eintrittstickets vom Napoleonmuseum erhalten Besucher auf der Insel Mainau eine Ermässigung von 5 Euro. Gleiches gilt für Tickets von der Mainau, bei deren Vorlage Arenenberg-Besucher einen Rabatt von 5 Franken auf den Eintrittspreis des Museums erhalten.
Begleitband «Grüne Fürsten am Bodensee»
Im Juni erscheint der reich bebilderte Begleitband von Dominik Gügel zur Ausstellungskooperation: Dominik Gügel, Grüne Fürsten am Bodensee: Nikolaus II. Esterházy auf der Mainau – Napoléon III. auf dem Arenenberg – Wilhelm von Baden in Salem, ISBN: 9783842524088, Silberburg Verlag, 27,99 Euro
Angebote des Bistro Louis Napoléon
Vesperplättli «D'Wöschhenki»
(das Wäscheaufhängen oder die aufgehängte Wäsche, frei übersetzt)
Eine legendäre Magd namens Pauline stand Pate für das neue "Vesperplättli der etwas anderen Art". Pauline soll – so erzählt man sich am Untersee – in der Zeit der grünen Fürsten gelebt haben und aus einem der Thurgauer Dörfer oberhalb des Arenenbergs stammen. Zwar freute sie sich sehr darüber, dass sie in kaiserlichen Diensten stand und für ihre Mühe guten Lohn und Brot erhielt, sie liebte auch die Königin Hortense sehr, aber das Arbeiten insgesamt war ihr Ding halt leider nicht. Besonders den Waschtag fand sie anstrengend, galt es doch das feine Leinen und die kostbaren Seidenstoffe der hohen Herrschaften in mühsamer Handarbeit zu waschen. Das wäre ja noch gegangen, aber das anschliessende Wäscheaufhängen!!! Die schweren Bastkörbe mussten von der Waschküche auf die entfernte Wiese bei der Orangerie zum Trocknen getragen werden und anschliessend zurück in die Lingerie, das Zimmer, in dem das Leinen gelagert wurde. Servietten, Tischtücher, Bettzeug und, und, und. In normalen Zeiten vielleicht für 20 Personen, das konnten aber auch weit mehr werden!
Die kluge Thurgauer "Jungfer" wusste sich aber zu helfen! Ohne ihre Herrschaft zu informieren, stellte sie ihre Freundinnen und Freunde aus der Umgebung an. Bei der grossen Armut die damals herrschte, kamen die Leute gerne, denn die Magd besass einen Nachschlüssel zur Vorratskammer. War die Arbeit getan, offerierte Pauline ihnen ein währschaftes Vesper mit feinem Rauchfleisch vom Schwein, mit Schüblig (Art Landjäger) aus Rind-und Lammfleisch sowie verschiedenen Käsesorten. Dazu das schmackhafte Bauernbrot, das Prinz Louis Napoléon so gerne ass. Schnell sprach sich diese "Gastfreundschaft" herum und auf dem Seerücken fragten sich bald alle nur noch, wann es wohl die nächste «Wöschhenki» gibt.
Knoblauch-Kräuterbrot mit Salade de Fleurs
Wer um den Arenenberg herum spazieren geht, erfährt schnell, dass Königin Hortense und Prinz Louis Napoléon noch heute in vielen Anekdoten präsent sind. Eine davon erzählt, der Prinz und später auch der Kaiser die unverfälschte Thurgauer Küche sehr geliebt habe, besonders das Bauernbrot mit und ohne Aufstrich. Dazu schwärmte er immer vom Salat und den Kräutern aus dem Arenenberger Pôtager, dem grossen Gemüsegarten hinter der sogenannten Dépendance. Dazu träumte er vom Blütenmeer auf den Wiesen und in den Gewächshäusern. Oft habe er die Pflanzen in den Mund genommen und zum Spass oder gegen den "kleinen Hunger" darauf herumgekaut.
Vor diesem Hintergrund entstand zu Ehren Napoleons III., des «grünen Kaisers vom Bodensee», eine Neukreation aus Knoblauch, Kräutern und Blütensalat. Sie verbindet auf ganz besondere Weise Tradition und Moderne der berühmten Thurgauer Küche.
https://arenenberg.ch/gastronomie/bistro/
Ein Wein zu Ehren des «grünen Fürsten» Napoleon III.
CASCADE ist der Name der neuen Schaumwein-Kreation des Weinguts Arenenberg. Inspiriert ist er vom beeindruckenden Wasserfall unterhalb der Prinzen-Brücke am Parkeingang. Sie war einst von Louis, dem späteren Kaiser Napoleon III. nach dem Vorbild von Tivoli geplant und eigenhändig errichtet worden. Aktuell wird sie von der Stiftung Napoleon III wieder in den Originalzustand versetzt.
CASCADE ist der erste Schaumwein des Weinguts Arenenberg und wird aus Pinot Noir Trauben im traditionellen Champagnerverfahren mit der Geschmacksnote "brut" hergestellt.
Erhältlich ist CASCADE beim Weingut Arenenberg. Verkauf jeden Freitag (ausser feiertags) von 16.30 bis 17.30 Uhr, ausserdem täglich im Shop des Museums.
www.arenenberg.ch/weingut
Ansprechpartner für Medienschaffende:
Arenenberg: Dominik Gügel, Tel. +41 58 345 74 12, dominik.guegel@tg.ch //
Pressestelle: PR2, Petra Reinmöller, Tel. +49 7531 369 3710, p.reinmoeller@pr2.de (Pressematerial zum Download unter https://www.pr2.de/pressefach/11)
Gefördert wird das internationale Ausstellungsprojekt aus Mitteln des Interreg-VI-Programms "Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein": https://www.interreg.org