Hotspot für Naturschutz am Bodensee
Als heimliche Umwelthauptstadt wird Radolfzell am Bodensee seit den 80-er Jahren bezeichnet. In keiner anderen Kleinstadt haben so viele Umweltorganisationen ihren Sitz. Rund 12 Prozent der Radolfzeller Gemarkung stehen zudem schon seit vielen Jahren unter Naturschutz. Das Bewusstsein für die Bedeutung der Natur als unverzichtbare Lebensgrundlage ist am westlichen Bodensee seit den 1920-er Jahren verankert. Damals wurde mit einer Vogelwarte auf der Halbinsel Mettnau die Keimzelle für das spätere Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie eingerichtet. Eine neue Ausstellung im Stadtmuseum Radolfzell gibt erstmals einen Überblick über die Geschichte der Umweltbewegung in Radolfzell. Die Ausstellung «Umwelt bewegt. Menschen – Geschichte – Radolfzell» ist bis Februar 2024 zu sehen.
Der Umweltschutz gehört gewissermassen zur DNA der historischen Bodenseestadt am Untersee. Die Forschung zu Vögeln war hier, wo jährlich zigtausende Zugvögel überwintern, schon vor mehr als hundert Jahren beheimatet. In den 1960er Jahren erwachte das Interesse an der Natur neu. Eine Gruppe begeisterter Naturschützer weitete das Netz von Naturschutzorganisationen in Radolfzell aus. Mittlerweile haben mehr als ein Dutzend Umweltorganisationen ihren Sitz in der Bodenseestadt. Und wie kann man heute die Natur und Schutzgebiete in Radolfzell erleben? Dazu haben wir ein paar Tipps parat…
Rund um das Naturschutzgebiet Mindelsee
Nur zwei Kilometer vom Bodensee entfernt findet sich der idyllisch gelegene kleine Mindelsee zwischen den Radolfzeller Ortsteilen Möggingen und Markelfingen. In knapp zwei Stunden hat man ihn zu Fuss auf gut beschilderten Wegen umrundet. Das Mindelseegebiet zählt zu den ältesten Naturschutzgebieten Baden-Württembergs und ist berühmt für seine Artenvielfalt. Sumpfschrecken, Adonislibellen, Laubfrösche, seltene Fledermausarten, Biber, Wat- und Wasservögel geben sich hier ihr Stelldichein. Wer mehr über die tierischen und pflanzlichen Bewohner des Gebiets erfahren möchte, besucht beim BUND in Möggingen die Mindelsee-Ausstellung. Sie hält spannende und überraschende Informationen über die Besonderheiten des Naturjuwels bereit. Eine Fülle von Veranstaltungen wie Vogelstimmen-Führungen, Frosch-Konzertabende und Mitmachgelegenheiten etwa bei der Riedpflege sind darüber hinaus Teil des umfassenden BUND-Jahresprogramms.
Willkommen im «Hennhouse» des Max-Planck-Instituts
Etwas ausserhalb des Ortskerns von Möggingen hat das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie seinen Sitz. Forschungsschwerpunkt: die Zug- und Wanderbewegungen von Vögeln, Fischen und anderen Tieren rund um den Globus. Dazu werden etwa die Vögel mit Sendern versehen, die ihre Routen auf den Bildschirmen der Forscherinnen und Forscher sichtbar machen. Etwas abseits des Instituts im Wald liegt ganz idyllisch das MPI-Besucherzentrum «MaxCine» in einem Hofgebäude aus Fachwerk. Es bietet Workshops und Kurse vor allem für Kinder und Jugendliche an. Der ehemalige Hühnerstall lädt heute zu einem interaktiven Multimedia-Erlebnis ein. Im Hennhouse wird der Besucher bei Rundum-Projektionen mal Teil eines Vogelschwarms, mal schwimmt er mit Tausenden von Fischen mit.
Halbinsel Mettnau: Wenn die Piepshow beginnt
Das Frühjahr startet auf der Halbinsel Mettnau mit grossem Hallo. Rotkehlchen, Zaunkönig und Amsel werfen sich in die Brust und zwitschern was das Zeug hält. Auch die Zugvögel kehren zurück. Erst Singdrossel, Zilpzalp und Hausrotschwanz, später der Kuckuck und die Nachtigall. Die Halbinsel ist zu grossen Teilen Schutzgebiet. Sie erstreckt sich von Radolfzell aus weit in den Untersee und bringt auf kleinem Raum die typischen Bodensee-Lebensräume zusammen: Flachwasserzonen sind Revier für zahlreiche seltene Wasservögel. Kiesufer, Schilfzonen und Auwäldchen sind idealer Lebensraum für Pirol und Schwarzmilan. Gebüsche und Riedwiesen lassen Mehlprimel, Orchideen, Iris und Co. gedeihen. Betreut wird das Naturschutzgebiet vom NABU. Von April bis August bietet er jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat den geführten «Naturspaziergang Mettnau» an. Jeden dritten Sonntag im Monat lädt der NABU ausserdem vormittags zum «Sonntagsspaziergang». Wichtig zu wissen: Der äusserste Zipfel der Halbinsel - auch Mettnauspitze genannt – ist ab Mitte April bis Ende August aus Vogelschutzgründen gesperrt. Dann dient der Mettnauturm als Aussichtspunkt für Naturliebhaber.
Den Bodanrück in Runden erkunden
Die Radolfzeller Ortsteile Markelfingen, Möggingen, Güttingen und Liggeringen sind Start- und Ausgangspunkt für die «Radolfzeller Runden». Auf den lückenlos beschilderten Rundwanderwegen lässt sich die Naturlandschaft um Radolfzell genüsslich erkunden. Vier der fünf aussichtsreichen Routen führen über den urtümlichen Bodanrück. Die Halbinsel trennt den Untersee vom Überlinger See, sie ist ein Relikt der Eiszeit. Zum Untersee hin fällt die Landschaft sanft ab und bietet auf verschiedenen Höhenlagen immer wieder neue Panoramen. Zum Überlinger See hin zeigt der Höhenzug seine rauere Seite. 200 Meter hohe Steilhänge legen den Wanderern hier herrliche Ausblicke zu Füssen. Die knapp acht Kilometer lange Mühlsberg-Runde ist mit rund zweieinhalb Stunden Laufzeit die längste der Radolfzeller Runden. Für Familien bietet sich die nur drei Kilometer lange Muckeseckele-Runde an.
Mehr Informationen: Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH, Kirchgasse 30, D-78315 Radolfzell, info@radolfzell-tourismus.de, +49 (0)7732 - 81-500, www.radolfzell-tourismus.de
SERVICE-INFORMATIONEN
Die Ausstellung
«Umwelt bewegt. Menschen – Geschichte – Radolfzell»
im Stadtmuseum Radolfzell I bis 11. Februar 2024
Öffnungszeiten: Do-So, 11 bis 17 Uhr
www.stadtmuseum-radolfzell.de
21. Mai 2023: Aktionstag im Stadtmuseum
Mit einem Aktionstag rund um das Thema der Sonderausstellung «Umwelt bewegt. Menschen – Geschichte – Radolfzell» wird bei freiem Eintritt viel geboten. Von 11 bis 17 Uhr erleben Museumsgäste Führungen und Mitmachaktionen und lernen regionale Umweltschützer kennen. Um 11 Uhr und um 12 Uhr zeigen engagierte Jugendliche bei Führungen ihren persönlichen Blick auf das Thema Umweltschutz früher und heute. Um 14 Uhr lädt Museumsleiter Rüdiger Specht die Besucher zu einer Zeitreise durch die letzten hundert Jahre in Sachen «Umwelt» ein. Die Kuratorenführung stellt Personen und Themen vor, die die Umweltbewegung am Bodensee und darüber hinaus massgeblich geprägt haben. Ausserdem präsentieren sich die in der Stadt Radolfzell ansässigen Umweltschutzorganisationen, darunter die Deutsche Umwelthilfe, die Stiftung Europäisches Naturerbe, die Bodensee-Stiftung, der Global Nature Fund und der NABU.
Drei Tipps für Naturerlebnisse rund um Radolfzell
Tipp 1: Führung «Naturspaziergang Mettnau»
Bei dem Spaziergang durch den Kurpark erleben die Teilnehmer die Tier- und Pflanzenwelt der Mettnau.
Bis August jeden 2. und 4. Dienstag um 19.00 Uhr, Treffpunkt:
NABU-Infopavillon
Weitere Informationen: www.nabu-bodenseezentrum.de
Tipp 2: Life-Pfad Untersee
Rund um die Bucht des Markelfinger Winkels zwischen dem Natur-freundehaus Bodensee in Markelfingen und dem Mettnauturm ver-läuft der Naturerlebnispfad «Life-Pfad». Er führt durch die beiden Na-turschutzgebiete Bodenseeufer Markelfingen und Halbinsel Mettnau. 19 Lehrtafeln entlang der Strecke informieren über die Bodenseele-bensräume und ihre Bewohner.
Dauer: 1:30 h / Kilometer: 6,2 / Höhenmeter: 10 / Kategorie: leicht
Startpunkt: Parkplatz des Naturfreundehaus Bodensee oder Park-platz des Strandbad Mettnau / Stadtbus Linie 5 bis Strandbad Mett-nau oder Bahn bis Markelfingen
Weitere Informationen: https://www.radolfzell-tourismus.de/touren/life-pfad-untersee-7c2a9762bd
Tipp 3: Qigong-Wandern am Mindelsee
Inmitten des Naturschutzgebiets Mindelsee erkunden Teilnehmer des zweistündigen Qigong-Spaziergangs gemeinsam mit Gerold Gerber von Wolken-Hände die unberührte Natur und geniessen belebende Energieübungen. Weitere Informationen: www.wolken-haende.de